Vielversprechende Integrationshilfe für junge Aussiedler - die russische Kontaktstelle am Landratsamt Bamberg
Am Landratsamt Bamberg macht man seit gut einem halben Jahr Erfahrungen mit einer Form der Integrationshilfe, die so bislang einmalig sein dürfte: Die "Russische Kontaktstelle" versucht, junge Aussiedler und ihre Familien möglichst schnell nach ihrer Ankunft in Deutschland zu erreichen und ihnen im persönlichen Gespräch zu helfen, mit dem unvermeidlichen Kulturschock fertig zu werden. Die Ergebnisse sind sehr ermutigend.
Dabei geht es in erster Linie darum, eine Brücke zu den bestehenden, vielfältigen Hilfsangeboten zu schlagen und den Familien die bundesdeutschen Strukturen zu erklären. Mit dieser anspruchsvollen Aufgabe betraut ist Viktoria Petrenko, selbst Spätaussiedlerin und mit der russischen Sprache aufgewachsen. "Ich übersetze nicht nur unbekannte Begriffe, ich übersetze vor allem Mentalität", schildert sie ihre Arbeit. Als die Physik- und Mathematiklehrerin 1995 mit Mann und 5-jähriger Tochter nach Deutschland kam, lief nicht alles optimal: "Die Anfangszeit war schwer für uns, wir haben manches falsch angepackt", stellt sie rückblickend fest. "Heute profitiere ich allerdings von diesen Erfahrungen."
Viktoria Petrenko betreut ca. 600 Personen. Sie lädt Neuankömmlinge zu einem Gespräch in ihr Büro ein, besucht aber auch regelmäßig Übergangswohnheime, Sprachkurse, Übergangsklassen an Schulen, hält Kontakte zu örtlichen Vereinen und leistet in schwierigen Fällen auch einmal Behördenhilfe. Sie klärt ausführlich über die neue Lebenssituation auf, verweist auf existierende Hilfen, übt mit den Jugendlichen konstruktives Konfliktlösungsverhalten und versucht, gemeinsame positive Erfahrungen mit Einheimischen zu vermitteln.
Mittlerweile wird der Besuch an der russischen Kontaktstelle schon per Mundpropaganda dringend weiterempfohlen. Nach einem halben Jahr kann Viktoria Petrenko erste Früchte ihrer Arbeit ernten: "Wir hatten an einer Schule deutliche Probleme mit Schulschwänzern. Bei einem Elternabend ist es der Schulleitung und mir gelungen, die Bedeutung einer guten Schulbildung für das spätere Fortkommen der Kinder deutlich zu machen. Seither ist Schuleschwänzen dort kein Thema mehr." Da sie schon länger auch ehrenamtlich auf dem Gebiet der Integrationsförderung arbeitet, kennt sie inzwischen etliche Jugendliche, die dank ihrer Unterstützung ihren Weg in die deutsche Gesellschaft gefunden haben – sogar solche, die vorher vom rechten Weg abgekommen waren. "Wenn das Projekt nur zwei oder drei Jugendliche davon abhält, in eine Drogenkarriere abzurutschen oder kriminell zu werden, hat es seine Kosten bereits erwirtschaftet", erläutert Alfred Alberts vom Sachgebiet Gesundheitsförderung am Landratsamt Bamberg den volkswirtschaftlichen Nutzen, der nicht immer gleich gesehen wird. Alberts hat die finanzielle und organisatorische Betreuung des Projekts übernommen.
Die wesentliche Herausforderung für Spätaussiedler beschreibt Petrenko so: "Hier müssen die Leute ihr Leben selbst in die Hand nehmen und ihre Schwierigkeiten bewusst angehen. Dabei müssen sie die Hilfe der Behörden in Anspruch nehmen. Dass Behörden Hilfe anbieten, ist für viele eine neue Erfahrung. Wer aus der ehemaligen UdSSR kommt, steht Behörden eher misstrauisch gegenüber, versucht sie zu meiden. Stattdessen verlässt man sich lieber auf den Rat und die Unterstützung von Verwandten und Freunden. Das funktioniert hier nicht mehr, weil diese Kontaktpersonen selbst fremd im neuen System sind. Geben diese ihre falschen Einschätzungen und Ressentiments weiter, entsteht ein Teufelskreis aus Missverständnissen, Abgrenzung und Ablehnung."
Das neue System und seine Strukturen zu erläutern und auf diese Weise Missverständnisse vorn vorneherein zu vermeiden und Berührungsängste abzubauen, dem hat sich die russische Kontaktstelle verschrieben. "Es gibt eine Menge Hilfsangebote, aber viele Aussiedler nehmen sie nicht wahr, weil sie sie nicht kennen oder ihren Sinn nicht verstehen", so Alfred Alberts. Im Zusammenhang mit der Arbeit zur Drogenprävention haben er und seine Kollegen erkannt, dass junge Aussiedler in besonderem Maße Risikofaktoren ausgesetzt sind, die Drogenkonsum und Suchtentwicklung fördern: Der im früheren Umfeld erworbene soziale Status geht verloren, wichtige Teile des Sozialisationsprozesses müssen neu durchlebt werden, die Wohn-, Erwerbs- und Ausbildungssituation ist im Vergleich zu Einheimischen reduziert, familiäre Beziehungen geraten in die Krise.
"Wenn wir Drogenprävention effektiv betreiben wollen, müssen wir den Jugendlichen und ihren Familien die Chance bieten, sich bei uns zurecht zu finden. Wir brauchten also einen Dolmetscher im umfassendsten Sinn." Diese Einsicht hat die Gesundheitsförderer veranlasst, in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Bamberg, der Polizei und der Psychologin und Sozialbetreuerin der Israelitischen Kultusgemeinde in Bamberg beim Bundesamt für Anerkennung ausländischer Flüchtlinge eine Stelle für eine/n muttersprachliche/n Pädagoge/in zur Integration von Aussiedlern aus den GUS-Staaten zu beantragen. Wesentliche Teile des Projektes wurden von Frau Brutjan entwickelt, die es auch weiterhin als psychologische Beraterin begleitet. Die "Russische Kontaktstelle" wurde genehmigt und läuft für drei Jahre. Räume und Büroausstattung stellt das Landratsamt. Die wissenschaftliche Forschung der Lebensqualität von russischsprachigen Aussiedlern hat Prof. Dr. Jörg Wolstein vom Fachbereich Sozialwesen an der Universität Bamberg übernommen.
Russische Kontaktstelle am Landratsamt Bamberg
Anschrift: Ludwigstr. 25, 96052 Bamberg (Posthochhaus, 2. EG)
Sprechzeiten: Dienstag 08.30 - 13.00 Uhr
Donnerstag 13.00 – 16.30 Uhr
oder nach Vereinbarung
Ansprechpartnerin: Viktoria Petrenko, Tel.: 0951/85-684, Zimmer 217
Dabei geht es in erster Linie darum, eine Brücke zu den bestehenden, vielfältigen Hilfsangeboten zu schlagen und den Familien die bundesdeutschen Strukturen zu erklären. Mit dieser anspruchsvollen Aufgabe betraut ist Viktoria Petrenko, selbst Spätaussiedlerin und mit der russischen Sprache aufgewachsen. "Ich übersetze nicht nur unbekannte Begriffe, ich übersetze vor allem Mentalität", schildert sie ihre Arbeit. Als die Physik- und Mathematiklehrerin 1995 mit Mann und 5-jähriger Tochter nach Deutschland kam, lief nicht alles optimal: "Die Anfangszeit war schwer für uns, wir haben manches falsch angepackt", stellt sie rückblickend fest. "Heute profitiere ich allerdings von diesen Erfahrungen."
Viktoria Petrenko betreut ca. 600 Personen. Sie lädt Neuankömmlinge zu einem Gespräch in ihr Büro ein, besucht aber auch regelmäßig Übergangswohnheime, Sprachkurse, Übergangsklassen an Schulen, hält Kontakte zu örtlichen Vereinen und leistet in schwierigen Fällen auch einmal Behördenhilfe. Sie klärt ausführlich über die neue Lebenssituation auf, verweist auf existierende Hilfen, übt mit den Jugendlichen konstruktives Konfliktlösungsverhalten und versucht, gemeinsame positive Erfahrungen mit Einheimischen zu vermitteln.
Mittlerweile wird der Besuch an der russischen Kontaktstelle schon per Mundpropaganda dringend weiterempfohlen. Nach einem halben Jahr kann Viktoria Petrenko erste Früchte ihrer Arbeit ernten: "Wir hatten an einer Schule deutliche Probleme mit Schulschwänzern. Bei einem Elternabend ist es der Schulleitung und mir gelungen, die Bedeutung einer guten Schulbildung für das spätere Fortkommen der Kinder deutlich zu machen. Seither ist Schuleschwänzen dort kein Thema mehr." Da sie schon länger auch ehrenamtlich auf dem Gebiet der Integrationsförderung arbeitet, kennt sie inzwischen etliche Jugendliche, die dank ihrer Unterstützung ihren Weg in die deutsche Gesellschaft gefunden haben – sogar solche, die vorher vom rechten Weg abgekommen waren. "Wenn das Projekt nur zwei oder drei Jugendliche davon abhält, in eine Drogenkarriere abzurutschen oder kriminell zu werden, hat es seine Kosten bereits erwirtschaftet", erläutert Alfred Alberts vom Sachgebiet Gesundheitsförderung am Landratsamt Bamberg den volkswirtschaftlichen Nutzen, der nicht immer gleich gesehen wird. Alberts hat die finanzielle und organisatorische Betreuung des Projekts übernommen.
Die wesentliche Herausforderung für Spätaussiedler beschreibt Petrenko so: "Hier müssen die Leute ihr Leben selbst in die Hand nehmen und ihre Schwierigkeiten bewusst angehen. Dabei müssen sie die Hilfe der Behörden in Anspruch nehmen. Dass Behörden Hilfe anbieten, ist für viele eine neue Erfahrung. Wer aus der ehemaligen UdSSR kommt, steht Behörden eher misstrauisch gegenüber, versucht sie zu meiden. Stattdessen verlässt man sich lieber auf den Rat und die Unterstützung von Verwandten und Freunden. Das funktioniert hier nicht mehr, weil diese Kontaktpersonen selbst fremd im neuen System sind. Geben diese ihre falschen Einschätzungen und Ressentiments weiter, entsteht ein Teufelskreis aus Missverständnissen, Abgrenzung und Ablehnung."
Das neue System und seine Strukturen zu erläutern und auf diese Weise Missverständnisse vorn vorneherein zu vermeiden und Berührungsängste abzubauen, dem hat sich die russische Kontaktstelle verschrieben. "Es gibt eine Menge Hilfsangebote, aber viele Aussiedler nehmen sie nicht wahr, weil sie sie nicht kennen oder ihren Sinn nicht verstehen", so Alfred Alberts. Im Zusammenhang mit der Arbeit zur Drogenprävention haben er und seine Kollegen erkannt, dass junge Aussiedler in besonderem Maße Risikofaktoren ausgesetzt sind, die Drogenkonsum und Suchtentwicklung fördern: Der im früheren Umfeld erworbene soziale Status geht verloren, wichtige Teile des Sozialisationsprozesses müssen neu durchlebt werden, die Wohn-, Erwerbs- und Ausbildungssituation ist im Vergleich zu Einheimischen reduziert, familiäre Beziehungen geraten in die Krise.
"Wenn wir Drogenprävention effektiv betreiben wollen, müssen wir den Jugendlichen und ihren Familien die Chance bieten, sich bei uns zurecht zu finden. Wir brauchten also einen Dolmetscher im umfassendsten Sinn." Diese Einsicht hat die Gesundheitsförderer veranlasst, in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Bamberg, der Polizei und der Psychologin und Sozialbetreuerin der Israelitischen Kultusgemeinde in Bamberg beim Bundesamt für Anerkennung ausländischer Flüchtlinge eine Stelle für eine/n muttersprachliche/n Pädagoge/in zur Integration von Aussiedlern aus den GUS-Staaten zu beantragen. Wesentliche Teile des Projektes wurden von Frau Brutjan entwickelt, die es auch weiterhin als psychologische Beraterin begleitet. Die "Russische Kontaktstelle" wurde genehmigt und läuft für drei Jahre. Räume und Büroausstattung stellt das Landratsamt. Die wissenschaftliche Forschung der Lebensqualität von russischsprachigen Aussiedlern hat Prof. Dr. Jörg Wolstein vom Fachbereich Sozialwesen an der Universität Bamberg übernommen.
Russische Kontaktstelle am Landratsamt Bamberg
Anschrift: Ludwigstr. 25, 96052 Bamberg (Posthochhaus, 2. EG)
Sprechzeiten: Dienstag 08.30 - 13.00 Uhr
Donnerstag 13.00 – 16.30 Uhr
oder nach Vereinbarung
Ansprechpartnerin: Viktoria Petrenko, Tel.: 0951/85-684, Zimmer 217
Quelle: Pressestelle Landratsamt Bamberg