Eichenprozessionsspinner im Landkreis Bamberg
Auch in den Gemeinden Breitengüßbach und Buttenheim wurde das Auftreten des Eichenprozessionsspinners im Wohnbereich festgestellt. Wegen der gesundheitlichen Gefahren warnt das Landratsamt Bamberg ausdrücklich vor dem Kontakt mit dieser Raupe.
Der Forstschädling befällt vor allem Eichen und Weißbuchen am Waldrand und einzeln stehende Bäume in Wohngebieten. Da er nur auf der Suche nach einem neuen Wirtsbaum am Boden anzutreffen ist, kommt es nur in seltenen Fällen zum direkten Kontakt. Davon sind meist Kinder betroffen, die mit den scheinbar so putzigen Tieren spielen wollen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen mit den Gifthaaren, die mehrere Jahre intakt und reizauslösend bleiben, in Kontakt kommen, ist wesentlich größer. Die mikroskopisch kleinen Giftpfeile (sog. Setae) enthalten das Eiweißgift Thaumetopoein und können bis zu hundert Meter weit mit dem Wind vertragen werden, oder Personen, die befallene Bäume passieren, wie ein Giftpfeilhagel treffen.
Der Kontakt mit den Gifthaaren ruft auf der Haut und an den Schleimhäuten toxische und / oder allergische Reaktionen hervor. Die Beschwerden reichen von heftig juckenden Hautausschlägen (Raupendermatitis) bis zu Asthmaanfällen. Die Raupendermatitis kann sich in drei verschiedenen klinischen Erscheinungsbildern zeigen: Kontakturtikaria (Quadeln), toxische irritiative Dermatitis (Hautentzündung) oder anhaltende Papeln (Knötchen), die an Insektenstichreaktionen erinnern. Es können sich auch Allgemeinsymptome wie Schwindelgefühl, Fieber und Krankheitsgefühl, sowie Bindehautentzündung oder Entzündungen im Rachenbereich entwickeln.
Beim Auftreten entsprechender Krankheitssymptome wird empfohlen, einen Arzt aufzusuchen und diesen über den möglichen Kontakt zu informieren.
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Ergänzende Informationen:
Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea Linnaeus) ist in den meisten europäischen Ländern beheimatet. Unter besonderen Umweltbedingungen (warme, trockene Winter) kann es zur Massenvermehrung des Forstschädlings kommen.
Den Namen verdanken die Tiere ihrer Gewohnheit, in der Nacht aus ihren Nestern in die Baumkrone zu "prozessieren" um sich dort von den Blättern zu ernähren. Am Morgen kehren sie im "Gänsemarsch" wieder in ihre Behausung zurück.
Die Eigelege befinden sich an kleinen Ästen in der Baumkrone und sind so gut getarnt, dass sie vom Boden aus praktisch nicht entdeckt werden können. Ende April bis Anfang Mai schlüpfen die Larven, die Gifthaare entwickeln, die das Eiweißgift Thaumetopoein enthalten, die auf der Haut und an den Schleimhäuten toxische und/oder allergische Reaktionen hervorrufen. Nach dem letzten Larvenstadium verpuppen sich die Insekten und verlassen das Nest im Juli als unscheinbare, graubraune Motten.
Viel schwieriger als die Behandlung der Krankheitssymptome ist deren Vorbeugung. Dazu ist die Zusammenarbeit verschiedener Stellen erforderlich. Sollten in einem Garten in einer Gegend mit Eichenprozessionsspinnerbefall Eichenbäume stehen, empfiehlt sich eine Inspektion durch einen Forstmann vor dem Schlüpfen der nächsten Raupengeneration. Während der Puppenruhe werden die Nester mit einem Sprühkleber von außen her "versiegelt", um die Vertragung der Gifthaare zu verhindern, anschließend mechanisch entfernt und in einem geschlossenen Verbrennungssystem vernichtet. Es empfiehlt sich, Spezialfirmen oder die Feuerwehr mit dieser Aufgabe zu betrauen, da eine Schutzbekleidung inklusive Atemschutzmaske erforderlich ist. Als sehr praktisch hat sich auch das Abflammen der befallenen Bäume erwiesen, da die Gefahr der Gifthaare minimiert wird. Die Verwendung dichtschließender Schutzkleidung und Atemschutz ist jedoch auch hier dringend geboten. Wege, die an befallenen Bäumen vorbeiführen, müssen abgesperrt werden. Auch die Gespinst-Nester (im unteren Bereich der Bäume, in denen sich die Raupen verpuppen) sollten unter keinen Umständen berührt werden.
Mögliche Schutzmaßnahmen bei Kontakt:
- jeglichen Haut- und Augenkontakt meiden
- geeignete Schutzkleidung inklusive Augenschutz tragen
- bei Kontakt ausgiebig mit Wasser spülen, bei Augenschleimhaut-Kontakt Augenspülflasche benutzen
- bei schweren allergischen Reaktionen mit Asthma- und Atemnot Rettungsdienst mit Notarzt verständigen
Ein praktisch unlösbares Problem ist die lange Haltbarkeit der Gifthaare in der Natur. Diese können mehrere Jahre intakt und reizauslösend bleiben. Daraus erklärt sich, dass Personen, die in betroffenen Gebieten leben, auch außerhalb der Larven- und der Puppenperiode Krankheitssymptome entwickeln.
Bei den meisten Patienten genügt eine Behandlung mit externen Steroidzubereitungen ("Kortison"; Salben, Cremes, Augentropfen) und Tabletten, die gegen die Allergie wirken (Antihistaminika). Bei Einschränkungen der Atmung (Asthma) können spezielle, die Bronchien erweiternden Medikamente (ß-Mimetika) und Kortikoide durch Inhalation angewandt werden. Personen mit einem überempfindlichen Bronchialsystem sind besonders gefährdet.
Quelle: Pressestelle Landratsamt Bamberg