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15.09.2020

Kulturerbe-Siegel: Erfolgreicher Abschluss der Kooperation zwischen Landkreis-Projekt und den European Heritage Volunteers im Schloss Mainstockheim

Ebrach und Mainstockheim sind zusammen mit 18 Zisterzienserstätten in sechs Ländern europaweit vernetzt, um gemeinsam ein Europäisches Kulturerbe-Siegel zu erlangen. Dadurch gelang es dem Landkreis Bamberg in Kooperation mit dem ehemaligen Amtshof der Ebracher Zisterzienser in Mainstockheim die Organisation „European Heritage Volunteers“ für die Restaurierung der dortigen zisterziensischen Gartenanlage zu gewinnen. Im Zeitraum vom 31. August bis zum 11. September 2020 befassten sich freiwillige junge Menschen aller Nationen mit der Instandsetzung der historischen Gartenanlage.

Insgesamt zwölf junge Erwachsene aus USA, Mexiko, Honduras, Brasilien, Frankreich, Deutschland, Litauen, Rumänien, Kasachstan, Iran und Nepal nahmen im Rahmen des Aktionsprogramms der European Heritage Volunteers an dem Sommer-Camp teil. Sie alle brachten ihr Fachwissen der Studiengänge Denkmalpflege, Architektur, Restaurierung ein, um am Erhalt des geschichtsträchtigen Erbes der Ebracher Zisterzienser tatkräftig mitzuwirken. Aus der Internationalität der Gruppe ergaben sich spannende Diskussionen zum Umgang mit kulturellem Erbe, Migration einst und heute, sowie ein reger Kulturaustausch untereinander ganz der Tradition der Zisterzienser folgend. „Das European Heritage Volunteers Projekt in Mainstockheim war eine großartige Gelegenheit etwas über zisterziensische Kulturlandschaften zu lernen und einen Beitrag zur Revitalisierung dieses Erbes zu leisten. Ich bin fasziniert von der reichen Geschichte und Tradition in dieser Region,“ äußerte sich Andrey aus Kasachstan begeistert.

Beim sogenannten „Schloss“ in Mainstockheim handelt es sich um den ehemaligen Amtshof und Weingut der Ebracher Zisterzienser. Am stattlichen Renaissancegebäude ließ der baufreudige Ebracher Abt Wilhelm Sölner zwischen 1727 und 1734 einen prächtigen Barockgarten anlegen - etwa zeitgleich zu den vergleichbaren Gartenanlagen der Ebracher Höfe in Oberschwappach, Sulzheim und Burgwindheim. Er gilt als besonders schönes Beispiel in der Zisterzienser-Klosterlandschaft, da er in drei Ebenen - sogenannten Parterres - vom Maintal zum Amtshof und in die Weinberge ansteigt. Der Ebracher Hof befindet sich seit der Säkularisation in Privatbesitz und wird von der Familie Brandner als Seniorenheim betrieben. Der Besitzer des Ebracher Hofs, Peter Brandner leistete durch seinen herausragenden persönlichen Einsatz und die Organisation der Unterkunft und Verpflegung der Teilnehmer über das Seniorenheim zudem einen wichtigen Beitrag zur europäischen Ausrichtung des Bewerbungsprozesses für den Antrag des Europäischen Kulturerbe-Siegels.

Das zweiwöchige Projekt der European Heritage Volunteers umfasste die denkmalfachliche Aufnahme und den Rückbau einer beschädigten Steintreppe im Barockgarten im Ebracher Hof in Mainstockheim unter der fachlichen Leitung der Bamberger Steinrestaurierungsfirma Bauer-Bornemann. Die notwendige Vorarbeit konnte dankenswerter Weise vom Lehrstuhl für Digitale Denkmaltechnologien der Universität Bamberg, Professor Mona Hess, geleistet werden.

Die Arbeiten zeigten, dass sich unter der Treppe eine barockzeitliche Rampe befand, die im 19. Jahrhundert mit einer Sandsteintreppe überbaut wurde. Nach Abnahme der restaurierungsbedürftigen Stufen erfolgte die Ertüchtigung der Treppe.

Auch den Innenputz des romantischen „Panorama-Teehäuschen“ aus dem 19. Jahrhundert, das auf Stelzen über Gartenmauer thront, setzten die Freiwilligen instand und lernten hierzu die Herstellung und Anfertigung von Lehmputz. Durch seine Lage an der Mauer und dem mainseitigen Portal bietet sich das Teehaus als künftiger Informationspunkt für die Gartenanlage und für zisterziensische Kulturlandschaft an.

Neben des täglichen Arbeitseinsatzes fanden auch Fortbildungen und Exkursionen statt, so besuchten das Freiwilligen-Team den Steinbruch in Abtswind aus dem das Baumaterial der Ebracher Zisterzienser kam. Eine weitere Exkursion unter der Leitung von Cisterscapes Projektmanagerin Birgit Kastner führte zu den weiteren barocken Gärten der ehemaligen Ebracher Amtshöfe: Ebrach, Burgwindheim, Oberschwappach und Sulzheim. Anhand der Gärten lässt sich das Prinzip der Zisterzienser als Landschaftsarchitekten, der Gärten als Zier-und Lustgärten mit Kräuter- und Obstbaumparterre für den Einsatz in der Küche, sowie der Anpflanzung medizinischer Kräuter erklären. Die Studentin Ruta aus Litauen zeigte sich beeindruckt von der heutigen Nutzung des Schlosses als Seniorenheim und der Zusammenarbeit aller: „Dieses Projekt zeigte mir, dass Kulturerbe uns alle angeht, junge wie ältere Menschen, alle Nationen, denn es verbindet die Menschheit“.

Das europäische Kooperationsprojekt „Cisterscapes - Cistercian landscapes connecting Europe“ strebt in der Trägerschaft des Landkreises Bamberg ein transnationales Europäisches Kulturerbe-Siegel für zisterziensische Klosterlandschaften an. Auf dem Weg zur Bewerbung im Jahr 2021 haben es sich die 18 Projektpartner in sechs Ländern zur Aufgabe gemacht, auf die einzigartige historische Bedeutung der zisterziensischen Landschaften in Europa aufmerksam zu machen. Das Projekt wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER), sowie durch die Oberfrankenstiftung, das Erzbistum Bamberg, das Bistum Würzburg und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege. Kooperationsmittel kommen auch aus den Partner-Landkreisen Haßberge, Kitzingen, Lichtenfels, Neustadt/Aisch, Schweinfurt und Tirschenreuth sowie aus den Städten Lichtenfels und Waldsassen. Informationen zum Projekt unter www.cisterscapes.eu

Quelle: Pressestelle Landratsamt Bamberg